Kaffee schmeckt bitter oder sauer? Ursachen und Lösungen im Überblick
Kaffee ist nach wie vor der Deutschen liebstes Heißgetränk. Schmeckt der Kaffee jedoch zu bitter oder zu sauer, hemmt dies den Genuss. Dieser ungewünschte Effekt kann sowohl beim klassischen Filterkaffee als auch beim Kaffee aus dem Vollautomaten oder beim Espresso aus der Siebträgermaschine entstehen. Für einen unangenehmen Geschmack oder auch fehlendes Aroma gibt es viele mögliche Ursachen, von ungeeigneten Grundzutaten und Gerätschaften bis hin zur falschen Zubereitung. Daher gehen wir nicht nur auf das Phänomen saurer oder bitterer Kaffee und Espresso ein, sondern widmen uns auch anderen Geschmacksfehlern und erklären, was Sie dagegen tun können.
Warum schmeckt der Kaffee oder Espresso bitter?
Bis zu einem bestimmten Grad hat Kaffee immer einen bitteren Nachgeschmack. Das liegt an den natürlichen Bitterstoffen Koffein und Chlorogensäure, die im Getränk vorhanden sind. Zusammen mit den Aromen der Kaffeebohne bildet dies den typischen und gewollten Geschmack des beliebten Heißgetränks. Ist der Kaffee jedoch zu bitter, kommen die Aromen nicht richtig zur Geltung. Das macht den Kaffee ungenießbar. Mit ein paar Handgriffen lässt sich diese ungewünschte Bitterkeit des Getränkes aber beeinflussen. So spielen zum Beispiel die Sorte der Bohnen, die Röstung, der Mahlgrad des Kaffees, das Wasser sowie die Brühzeit eine Rolle.
Die richtige Kaffeesorte und ihre Röstung
Die wohl gängigsten Kaffeesorten sind die Arabica- und die Robusta-Bohnen. Generell lässt sich sagen, dass die Robusta-Kaffeebohne mehr Bitterstoffe beinhaltet. Zudem wird diese oft in einer dunklen Röstung genutzt. Die Arabica-Bohne hat einen ausgewogenen Geschmack. Sie ist weniger bitter und schmeckt oft fruchtig. Daher empfiehlt es sich, eine Arabica-Mischung zu nutzen, wenn Ihnen der Kaffee bislang zu bitter war. Worauf Sie generell bei der Auswahl einer Sorte achten sollten, erfahren Sie in diesem Artikel in unserem Magazin.
Auch die Röstung der Kaffeebohnen ist von Bedeutung. Achten Sie hier darauf, dass Sie die Bohnen nicht zu dunkel rösten, wenn Sie diesen Arbeitsschritt selbst vornehmen. Das Langzeit-Trommelröstverfahren sorgt dafür, dass die Bohnen bei gleichmäßiger Temperatur langsam geröstet werden. Dabei werden die unerwünschten Bitterstoffe herausgefiltert. Das zeichnet eine gute Kaffee-Qualität aus.
Weitere Informationen zum Thema Kaffeeröstung und dazu, wie sich Kaffee- von Espressobohnen unterscheiden, finden Sie im Video.
Die richtige Extraktion: Temperatur, Mahlgrad und Brühzeit anpassen
Der Begriff der Extraktion bezeichnet bei der Kaffeezubereitung das Herauslösen von Aroma- und Bitterstoffen aus dem Kaffeepulver. Als Extraktionsmittel wird heißes Wasser verwendet. Denken Sie dabei daran, dass Kaffee gebrüht und nicht gekocht wird. Die Temperatur sollte nicht über 95 °C liegen. Denn ist das Wasser zu heiß, verliert der Kaffee an Aroma, gewinnt an Bitterstoffen und schmeckt unangenehm verbrannt.
Stimmt die Temperatur, probieren Sie stattdessen einen gröberen Mahlgrad aus. Denn je feiner die Kaffeebohnen gemahlen sind, desto länger ist die sogenannte Extraktionszeit. Diese erhöht die Menge der gelösten Bitterstoffe im Kaffee. Daher gilt: Je gröber der Mahlgrad, desto weniger Bitterstoffe.
Die Brühzeit des Kaffees hat ebenfalls einen großen Einfluss auf den Geschmack des Getränkes. Im Idealfall beträgt die Brühzeit etwa 25 bis 30 Sekunden. Ist die Durchlaufzeit jedoch länger, werden mehr Bitterstoffe aus dem Kaffeepulver extrahiert. Eine sogenannte Überextraktion erkennen Sie an der sehr dunklen Crema und dem bitteren Kaffeegeschmack.
Wenn Sie tiefer in das Thema einsteigen möchten: Eine 2020 veröffentlichte Untersuchung beschäftigte sich detailliert mit verschiedenen Parametern bei der Kaffee-Extraktion und ihren Auswirkungen auf den Geschmack.
Warum schmeckt Kaffee sauer?
Kaffee kann aber nicht nur bitter, sondern auch sauer schmecken. Wenn das der Fall ist, kann das an verschiedenen Faktoren liegen. Dazu sollten Sie wissen, dass es Kaffeesorten gibt, welche gewollt sauer schmecken. Jedoch kann ein zu saurerer Geschmack auch durch Fehler in der Zubereitung entstehen. Generell schmeckt Kaffee vor allem sauer, wenn er stehen gelassen wurde. Das gilt im Übrigen sowohl für Filterkaffee als auch für Getränke aus dem Kaffeevollautomaten oder der Siebträgermaschine. Stimmen Sie also lieber die Tassenanzahl auf den aktuellen Bedarf ab. So wird kein Kaffee verschwendet und der Geschmack bleibt aromatisch.
Auf die Röstung und den Mahlgrad achten
Nicht nur für die Bitterkeit, sondern auch für den Säuregehalt von Kaffee spielen die Röstung sowie der Mahlgrad eine wichtige Rolle. Wird eine fruchtige Arabica-Bohne hell geröstet, werden die natürlichen Fruchtsäuren nicht vollständig abgebaut. In diesem Fall empfiehlt es sich, auf eine Robusta-Kaffeemischung umzusteigen, welche dunkel geröstet wurde.
Anders als bei zu bitteren Kaffee ist bei saurem Kaffee der Mahlgrad zu grob und damit die Extraktionszeit zu kurz. Dadurch schmeckt der Kaffee dann oft wässrig und leicht sauer. Das liegt daran, dass viele Aromen unterextrahiert sind. So werden vor allem die Säuren anstelle der Bitterstoffe gelöst und dominieren den Kaffeegeschmack.
Härtegrad, pH-Wert und Temperatur des Wassers
Achten Sie darauf, dass das verwendete Wasser einen neutralen pH-Wert hat. Dieser liegt bei 7,0. Der einfachste Weg, den pH-Wert Ihres Wassers zu prüfen, ist die Verwendung von Teststreifen. Diese erhalten Sie in der Apotheke oder online. Tupfen Sie einen Tropfen Wasser auf den Streifen und warten Sie die Verfärbung des Streifens ab. Auf der beigelegten Legende können Sie dann den Wert ablesen. Deutschland verfügt grundsätzlich über gutes Leitungswasser. Der Wert liegt durchschnittlich zwischen 6,5 und 9,0. Alles unter dem pH Wert 7,0 nennt man „weiches Wasser“. Dieses hat erheblichen Einfluss auf die Säure Ihres Getränkes.
Brühzeit und Brühtemperatur
Ähnlich wie bei bitteren Kaffee spielt auch bei säuerlichen Kaffee die Brühzeit eine wichtige Rolle. Denn wenn die Durchlaufzeit zu kurz ist, wird die Crema sehr hell, wässrig und sauer. Experten nennen dies Unterextraktion. Mehr dazu erfahren Sie auch in unserem Artikel zum Channeling bei der Espresso-Zubereitung. Bei der Brühtemperatur gilt es darauf zu achten, dass diese nicht zu kalt ist. Ist das Wasser kühler als 85 Grad Celsius, neigt der Kaffee dazu, säuerlich zu schmecken. Die ideale Brühtemperatur liegt bei ungefähr 92 bis 96 Grad Celsius.
Bitterer oder saurer Kaffee aus dem Vollautomaten
Insbesondere die große Auswahl an Kaffeespezialitäten sowie die Qualität der Getränke machen Kaffeevollautomaten so beliebt. Doch bei falscher Nutzung oder mangelnder Pflege kann selbst der Kaffee aus hochwertigen Geräten schlecht schmecken. Ein häufiges Problem: Ist der Kaffeevollautomat nicht sauber und hat sich Kalk abgesetzt, hat dies eine starke Auswirkung auf den Geschmack der zubereiteten Heißgetränke. Abgesehen davon ist die regemäßige Pflege des Automaten auch aus hygienischen Gründen wichtig. Denn vor allem der Wassertank und die Düse sind Sammelorte für Bakterien. Wechseln Sie daher das Wasser im Wassertank regelmäßig, säubern und entkalken Sie außerdem den Automaten, wenn es notwendig ist.
Zudem sollten Sie auf die Einstellungen des Automaten achten. Denn viele der oben beschriebenen Ursachen können Sie auch am Vollautomaten beheben. Haben Sie Probleme bei der Einstellung von Temperatur, Mahlgrad, Tassenanzahl oder Ähnlichem, können Sie stets Ihren Anbieter kontaktieren. Dieser steht Ihnen bei Fragen rund um den Kaffeevollautomaten und seine Funktionsweise zur Verfügung.
Neuer Kaffeevollautomat gewünscht?
Der Kaffee schmeckt nicht: Weitere mögliche Ursachen
Neben Bitterstoffen oder Säure beeinflussen auch andere Faktoren den Kaffeegenuss. Bei einem fauligen oder muffigen Geschmack liegt die Ursache vermutlich in der Qualität der Bohnen. Bestenfalls haben Sie nur eine schlechte Bohne erwischt. Das kann leider in Ausnahmefällen passieren, aber die nächste Tasse Kaffee sollte dann schon viel besser schmecken. Ein Produktionsfehler mit größeren Auswirkungen dagegen sind die sogenannten Stinkerbohnen, die überfermentiert wurden. Sie enthalten verschiedene Pilze und Bakterien, die beim Mahlen des Kaffees einen üblen Geruch auslösen und den Geschmack des Kaffees verderben. Das kann sich leider auf die gesamte Packung auswirken. Vielleicht stand der Kaffee aber auch einfach zu lange herum. Statt auf Vorrat zu kochen, brühen Sie ihn am besten immer frisch auf.
Fremdgeschmack im Kaffee
Kommt der Kaffee oder Espresso mit einem Fremdgeschmack oder Fremdgeruch daher? Das könnte an einer falschen Lagerung der Bohnen liegen. Kaffeebohnen nehmen schnell Gerüche auf. Sie sollten daher immer gut verpackt und vor starken Geruchsstoffen geschützt aufbewahren. Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel.
Wie bereits angesprochen kann es schlicht auch nötig sein, die genutzte Kaffee- oder Siebträgermaschine zu reinigen oder zu entkalken. Ablagerungen von Kalk oder Kaffeeöl oder Verschmutzungen können den Geschmack des Kaffees stark beeinflussen. Ein metallischer oder rostiger Geschmack kann auch auf Verschmutzungen der Wasserleitung hinweisen.
Der Kaffee oder Espresso hat zu wenig Aroma
Schmeckt Ihr Kaffee fade? Prüfen Sie zunächst, ob Sie vielleicht einfach zu wenig Kaffeepulver im Verhältnis zur Wassermenge verwendet haben. Das gilt sowohl für Espresso aus der Siebträgermaschine als auch für Filterkaffee. Eine weitere mögliche Ursache: Ist das verwendete Wasser sehr kalkhaltig, kann das verhindern, dass ausreichend Aromastoffe aus dem Kaffee gelöst werden. Die Verwendung eines Filters für den Vollautomaten oder ein Tischfilter schaffen hier Abhilfe.
Schauen Sie außerdem auf das Alter der Bohnen: Wurden diese vielleicht zu lange gelagert? Achten Sie beim Kauf nicht nur auf das Mindesthaltbarkeitsdatum, sondern auch auf das Röstdatum. Wann der ideale Zeitpunkt für die Verwendung von Kaffeebohnen ist, hängt von der Sorte, aber vor allem von der Stärke der Röstung ab. Grob kann man aber sagen, dass das volle Aroma des Kaffees sich etwa zwei Wochen nach der Röstung entfaltet. Nach etwa 10 Wochen beginnen die ersten Aromen, sich wieder zu verflüchtigen. Die Zeit dazwischen garantiert also den höchsten Genuss. Übrigens: Angebrochene Packungen, sowohl von ganzen Bohnen als auch von Kaffeepulver, sollten Sie am besten innerhalb von 6 Wochen verbrauchen.
Je älter die Bohnen sind, desto feiner müssen Sie diese mahlen, um gleich viel Aroma herauslösen zu können. Je nachdem, wie lange es dauert, bis Sie eine Packung verbrauchen, kann es also durchaus nötig sein, den Mahlgrad im Laufe der Zeit graduell anzupassen.
Ihre Checkliste für leckeren Kaffee
Sie sehen, die Gründe für einen bitter oder sauer schmeckenden Kaffee können vielfältig sein. Daher sind auch die Lösungsansätze vielfältig und individuell zu suchen. Damit Sie den Kaffee im Büro oder in Ihrem Betrieb wirklich genießen können, stimmen Sie also die Sortenwahl, Röstung und Zubereitung gut aufeinander ab.
Bitterer Kaffee | Säuerlicher Kaffee | |
---|---|---|
Kaffeesorte | ✓ Arabica Mischung | ✓ Robusta Mischung |
Röstung | ✓ Gleichmäßige und hellere Röstung | ✓ Dunklere Röstung |
Mahlgrad | ✓ Grober Mahlgrad | ✓ Feiner Mahlgrad |
Wasser | ✓ Neutrales Wasser | ✓ Neutrales Wasser |
Brühtemperatur | ✓ 92 bis 96 Grad Celsius | ✓ 92 bis 96 Grad Celsius |
Brühzeit | ✓ 25 bis 30 Sekunden | ✓ 25 bis 30 Sekunden |