In Flaschen oder im Spender: Kann Wasser schlecht werden?
Wer nachts häufiger mit einem Durstgefühl aufwacht, stellt sich gern ein Glas Wasser ans Bett. Doch ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass dieses am Morgen anders schmeckt als am Abend zuvor? Vielleicht haben Sie sich sogar gefragt, ob es überhaupt noch genießbar ist. Kann Wasser tatsächlich schlecht werden, wenn es zu lange offen steht? Das Wasser erst bei Bedarf aus der Flasche zu entnehmen, wäre in dem Fall womöglich eine gesündere Alternative. Doch auch hier bleibt die Frage nach der Haltbarkeit. Denn wenn die Flasche bereits einige Tage geöffnet ist, kann sich das Wasser ebenfalls geschmacklich verändern. Wie lange also ist Wasser in Flaschen oder auch im Wasserspender haltbar? Gibt es Unterschiede bei stillem und kohlensäurehaltigem Wasser? Diese und weitere Fragen beantworten wir im Folgenden.

Wasser ist nicht gleich Wasser
Bevor wir klären, ob Wasser schlecht werden kann, bedarf es einer kurzen begrifflichen Einordnung. Denn im alltäglichen Sprachgebrauch machen wir zwar keine Unterschiede. Die Anbieter differenzieren allerdings zwischen folgenden Wassersorten:
- Trinkwasser, umgangssprachlich auch Leitungswasser genannt, unterliegt den Bestimmungen der Trinkwasserverordnung (TrinkwV). Vor Abgabe an die Verbraucher und Verbraucherinnen wird es durch die Betreiber von Wasserversorgungs- oder Wassergewinnungsanlagen auf Belastungen mit Keimen oder chemischen Stoffen geprüft.
- Natürliches Mineralwasser ist ein Naturprodukt. Es darf nur in geringem Umfang behandelt werden und muss an der Quelle abgefüllt werden. Das schreibt die Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (MTVO) vor. Natürliches Mineralwasser ist als einziges Lebensmittel in Deutschland staatlich anerkannt. Die Qualität und Unbedenklichkeit sowie die natürliche Reinheit müssen durch regelmäßige Kontrollen sichergestellt werden.
- Quellwasser wird ebenfalls an der Quelle abgefüllt. Es unterliegt jedoch weniger strengen Vorschriften als Mineralwasser. Außerdem benötigt es keine amtliche Anerkennung.
- Tafelwasser gilt als künstliches Produkt. Als Grundlage können sowohl natürliche Quellen als auch Trinkwasser genutzt werden. Tafelwasser wird behandelt und beispielsweise mit Mineralstoffen oder Kohlensäure angereichert.
- Heilwasser gilt als Arzneimittel und fällt damit unter die entsprechenden gesetzlichen Vorschriften. Es muss die Reinheitskriterien von Mineralwasser erfüllen. Zusätzlich müssen Studien eine gesundheitsfördernde Wirkung nachweisen. Heilwasser ist dennoch frei verkäuflich und wird von vielen Lebensmittel- und Getränkehändlern angeboten.
Verbraucher und Verbraucherinnen erwarten eine gleichbleibende Qualität des Wassers, das sie in Flaschen oder Gallonen kaufen. Dafür legen die Bestimmungen der MTVO und TrinkwV sowie der Europäischen Lebensmittelverordnung die Grundlage. Wie haltbar das Lebensmittel Wasser ist, hängt aber noch von weiteren Faktoren ab.
Kann Wasser in Flaschen schlecht werden?
Wasservorräte in Flaschen sind in vielen Privathaushalten eine Selbstverständlichkeit. Zudem kennen viele Arbeitgeber längst die Vorteile einer regelmäßigen Versorgung ihrer Belegschaft mit kostenfreiem Wasser. Dieses stellen Unternehmen wahlweise in Flaschen oder über Wasserspender zur Verfügung. In allen Fällen ist die richtige Lagerung und Handhabung der Flaschen oder Gallonen entscheidend für den Erhalt der Wasserqualität.
- Wählen Sie einen kühlen und trockenen Lagerort, der auch vor starken Fremdgerüchen geschützt ist.
- Berühren Sie die Öffnung der Behälter nicht mit bloßen Händen.
- Desinfizieren Sie zusätzlich beim Wechsel der Gallonen von Wasserspendern die Verschlusskappe.
- Trinken Sie nur aus intakten Flaschen und Gallonen. Anderenfalls kann die Unbedenklichkeit des Lebensmittels nicht mehr garantiert werden.
- Verbrauchen Sie geöffnete Flaschen innerhalb weniger Tage. Experten empfehlen, angebrochene Gallonen für Wasserspender innerhalb von drei Wochen zu verbrauchen.
Halten Sie sich an diese und weitere Empfehlungen der Hersteller beziehungsweise Anbieter, so ist das Wasser in verschlossenen Flaschen und Gallonen nahezu unbegrenzt genießbar. Es kann also eigentlich nicht schlecht werden. Woran das liegt? Natürliches Mineralwasser und Quellwasser stammt aus unterirdischen Wasservorkommen, die vor Verunreinigungen geschützt sind. Zwar enthalten sie von Natur aus Mikroorganismen. Diese sind jedoch gesundheitlich völlig unbedenklich. Strenge Kontrollen stellen sicher, dass das Wasser bei der Abfüllung nicht mit Krankheitserregern belastet ist und wird.
Auch bei der Produktion von Tafelwasser gelten Hygienestandards, die eine Verunreinigung vermeiden sollen. Dafür sorgen die Vorschriften der Trinkwasserverordnung. Außerdem erhält die Kohlensäure die Reinheit des Wassers: Sie kommt natürlicherweise auch in Mineral- und Quellwasser vor und verändert den pH-Wert. Das entzieht unerwünschten Mikroben die Lebensgrundlage.
Warum hat Wasser ein MHD?
Mineral-, Quell- und Tafelwasser sind also bei korrekter Lagerung fast unbegrenzt haltbar. Doch warum ist dann auf Flaschen und Gallonen ein Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben? Die Frage ist schnell beantwortet: Weil es der Gesetzgeber so verlangt. In Kapitel IV „Verpflichtende Informationen über Lebensmittel“ der Europäischen Lebensmittelverordnung ist das Mindesthaltbarkeitsdatum als verpflichtende Kennzeichnung für alle verpackten Lebensmittel festgelegt. Eine Ausnahme gibt es nur für besonders schnell verderbliche Produkte. Bei diesen wird das MHD durch das Verfalls- beziehungsweise Verbrauchsdatum ersetzt.
Kann stilles Wasser eher schlecht werden?
Wenn Kohlensäure unerwünschte Bakterien im Wasser abtötet, hat stilles Wasser dann vielleicht eine geringere Haltbarkeit? Tatsächlich kann die Konzentration von Keimen in stillem Wasser höher sein als in kohlensäurehaltigem Wasser. Werden bei der Abfüllung von Mineral- und Quellwasser sowie bei der Produktion von Tafelwasser alle Vorschriften eingehalten und die Flaschen und Gallonen sachgerecht gelagert, sind jedoch auch hier keine gesundheitliche Risiken zu erwarten.
Zur Sicherheit wird immungeschwächten Personen häufig dennoch empfohlen, eher auf kohlensäurehaltiges Wasser zurückzugreifen. In Ausnahmefällen werden vor dem Verzehr von Lebensmitteln und Getränken alle vorhandenen Keime abgetötet. Das geschieht, wenn besonders gefährdete Menschen beispielsweise nach Organtransplantationen in einer keimfreien Umgebung leben müssen.
Einen Überblick über Vor- und Nachteile von stillem und kohlensäurehaltigem Wasser auch im Hinblick auf gesundheitliche und ökologische Aspekte finden Sie hier im B2B-Magazin.
Kann Wasser in Plastikflaschen schlecht werden?
Wenn Sie Wasser in PET-Flaschen über längere Zeit lagern, kann Ihnen beim Verzehr ein unangenehmer Geschmack auffallen. Das liegt daran, dass aus den Plastikflaschen mit der Zeit Kohlensäure entweicht. Gleichzeitig steigt dafür der Sauerstoffgehalt des Wassers. Dies erhöht auch den pH-Wert und verändert damit den Geschmack des Wassers. Gesundheitlich ist diese chemische Reaktion jedoch unbedenklich.
Unter Umständen können Stoffe aus dem Plastik selbst in das Wasser übergehen. Auch das kann eine geschmackliche Veränderung zur Folge haben. Dem Bundesinstitut für Risikobewertung nach sind die Konzentrationen jedoch minimal. Daher ist durch den Verzehr des Wassers keine Gefahr für die Gesundheit zu erwarten. Wer hier sicher gehen möchte, sollte Wasser aus PET-Flaschen zügig verbrauchen oder grundsätzlich auf Glasflaschen zurückgreifen.
Kann offenes Wasser schlecht werden?
Wenn Wasser im Glas oder Becher offen stehen bleibt, nimmt es mit der Zeit Co2 aus der Luft auf und wandelt es in Kohlensäure um. Dadurch sinkt der pH-Wert in sehr geringem Umfang. Schlecht wird das Wasser dadurch nicht. Sehr wohl zu merken ist jedoch die geschmackliche Veränderung, die mit dieser Reaktion einhergeht.
Wie lange offenes Wasser haltbar ist, hängt vielmehr davon ab, wie sauber es tatsächlich ist. Im Getränk selbst sind zwar keine Stoffe enthalten, die verderben könnten. Es lässt sich jedoch kaum vermeiden, dass über das Glas, die Luft und vor allem durch den Kontakt beim Trinken auch krankheitserregende Keime eingetragen werden. Diese vermehren sich im Laufe der Zeit. So kann offen stehendes Wasser nach wenigen Tagen tatsächlich gesundheitliche Risiken bergen. Experten empfehlen daher: Trinken Sie Wasser im offenen Gefäß möglichst innerhalb eines Tages aus.
Kann Wasser bei Hitze schlecht werden?
Auch durch erhöhte Temperaturen wird Wasser in verschlossenen Behältern nicht gleich schlecht. Doch der Prozess, bei dem sich Stoffe aus dem Plastik lösen, kann beschleunigt werden. Auch in Glasflaschen gelagertes Wasser leidet unter hohen Temperaturen. Geschmacksveränderungen sind hier oft eine Folge. Daher gilt: Vermeiden Sie eine direkte Sonneneinstrahlung auf die Flaschen oder Gallonen! Wählen Sie stattdessen einen kühlen Lagerort. So erhalten Sie die Qualität des Lebensmittels.
Für offen stehendes Wasser gilt: Je höher die Temperaturen, desto schneller sollten Sie das Wasser verbrauchen. Denn gesundheitsschädliche Keime können sich an warmen Tagen schneller vermehren. Gießen Sie daher am besten nur so viel Wasser in Ihr Glas, wie Sie in kurzer Zeit trinken können.

Vorteilhaft: Der leitungsgebundene Wasserspender
Unser Fazit
Bei vorschriftsmäßiger Abfüllung und sachgerechter Lagerung kann Wasser nicht schlecht werden. Allerdings kann es durchaus Qualitätsverluste erleiden, die gewisse Geschmacksveränderungen zur Folge haben. Gesundheitliche Risiken ergeben sich daraus in der Regel nicht. Möchten Sie dennoch auf Nummer sicher gehen? Dann halten Sie sich immer an die Angaben zur Lagerung, die auf dem Etikett vermerkt sind, und verbrauchen Sie Wasser aus angebrochenen Flaschen oder Gallonen möglichst zeitnah.