Was ist Delkredere beim Factoring und im Rechnungswesen?
Wer sich mit professionellem Forderungsmanagement auseinandersetzt, wird dabei schnell auf den Begriff „Delkredere” stoßen. Was darunter zu verstehen ist, wie Delkredere beim Factoring funktioniert und wie Ihr Unternehmen profitieren kann, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Definition: Was ist Delkredere?
Für die Definition des Begriffs Delkredere spielt der Kontext eine Rolle. Der Duden liefert grundsätzlich zwei Bedeutungen:
- „Haftung für den Eingang einer Forderung
- Wertberichtigung für voraussichtliche Ausfälle von Außenständen“
Im Handelswesen bezeichnet Delkredere die Garantie, die ein Kommissär oder Handelsvertreter gegenüber dem Kommittenten (dem Auftraggeber) über eine Forderung gibt. Kommissäre und Handelsvertreter übernehmen (gegebenenfalls gegen Provision) die Gewährleistung beziehungsweise die Haftung dafür, dass Forderungen, die der Kommittent für die Belieferung von Kundschaft erhebt, auch beglichen werden.
Im Rechnungswesen spricht man von Delkredere, wenn voraussichtliche Zahlungsausfälle in der Buchführung bereits eingeplant werden. Dabei unterscheidet man zwischen Einzelwertberichtigung und Pauschalwertberichtigung.
Was ist das Delkredere-Risiko?
Das Delkredere-Risiko ist das für Unternehmen bestehende Risiko von Zahlungsausfällen. Es besteht demnach die Gefahr, dass Kunden und Kundinnen oder Geschäftspartner und -partnerinnen ihrer aus einem Kauf- oder Dienstleistungsvertrag resultierenden Zahlungsverpflichtung nicht oder nur teilweise nachkommen. Es umfasst die Möglichkeit eines Zahlungsverzugs, der Zahlungsunwilligkeit, zum Beispiel in Streitfällen, oder der Zahlungsunfähigkeit, etwa durch Insolvenz.
Wie können Unternehmen das Delkredere-Risiko mindern?
Um das Delkredere-Risiko zu verringern, ist ein effektives Forderungsmanagement die beste Maßnahme.
- Führen Sie bei neuen Kunden und Kundinnen Bonitätsprüfungen durch.
- Stellen Sie Rechnungen zeitnah und korrekt aus.
- Erinnern Sie an ausstehende Forderungen und geben Sie diese gegebenenfalls an externe Fachleute (zum Beispiel ein Inkassobüro) ab.
Um sich gegen zu erwartende Zahlungsausfälle abzusichern, können Sie außerdem eine Forderungsausfallversicherung abschließen. Sie wird auch Kredit- oder Delkredere-Versicherung genannt. Sinnvoll ist dies vor allem für kleine Betriebe, die durch den Zahlungsausfall seitens eines großen Kunden oder Geschäftspartners bereits in finanzielle Schwierigkeiten geraten können.
Eine Alternative zum internen Forderungsmanagement und der Inanspruchnahme von Inkassodienstleistungen bei ausstehenden Zahlungen ist das Factoring. Hierbei geben Sie das Delkredere-Risiko von vornherein an den Factor ab.
Wie funktioniert Delkredere beim Factoring?
Besteht für ein Unternehmen das Risiko, dass Kunden oder Kundinnen ihren ausstehenden Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, nennt man dies Delkredere-Risiko. Eben dieses können Sie an den Factor, also an einen Dienstleister aus dem Bereich Forderungsmanagement, übertragen. Der Factor haftet dann Ihnen (dem Gläubiger) gegenüber für die Schuldner, sollten diese ihrer Zahlungspflicht nicht nachkommen. Aber Vorsicht: Nicht alle Factoring-Arten enthalten jedoch diese Form des Ausfallschutzes. Dafür müssen Sie das sogenannte echte Factoring wählen. Was das ist und wie es sich vom unechten Factoring unterscheidet, lesen Sie in diesem B2B-Artikel.
Echtes Factoring bedeutet, dass Sie die Forderung vollständig und ohne Rückgriff (regresslos) an den Factor verkaufen. Man spricht dann auch von Forfaitierung. Dafür erhebt der Factor eine zusätzliche Delkredere-Gebühr, sofern die Übernahme des Delkredere-Risikos nicht schon in den vereinbarten Kosten für das Factoring enthalten ist.
Geringes Ausfallrisiko dank Factoring
Delkredere in der Buchhaltung: Zahlungsausfälle richtig einplanen
Erstellen Unternehmen ihre Jahresbilanz, müssen auch Forderungen berücksichtigt werden. Von Delkredere spricht man im Rechnungswesen also, wenn voraussichtliche Zahlungsausfälle in der Buchführung bereits eingeplant werden. Dabei unterscheidet man zwischen Einzelwertberichtigung und Pauschalwertberichtigung und verwendet ein sogenanntes Delkredere-Konto. Es gibt drei mögliche Szenarien:
- Einwandfreie Forderungen
Im Idealfall handelt es sich um sogenannte einwandfreie Forderungen. Das heißt, es besteht kein Grund zur Annahme eines Zahlungsausfalls. Eine Wertberichtigung ist demnach nicht notwendig.
- Zweifelhafte Forderungen
Mitunter bestehen zweifelhafte Forderungen, bei denen der Eingang einer Zahlung unsicher ist. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Kundschaft bereits in Zahlungsverzug ist oder Reklamationen vorliegen. Steht zum Stichtag der Jahresbilanz noch nicht fest, wie diese Fälle gelöst werden, ist das Risiko eines potentiellen Zahlungsausfalls (Delkredere-Risiko) gegeben. Dann nehmen Sie eine Einzelwertberichtigung vor. Dazu schätzen Sie den Ausfallwert, das heißt Sie nutzen für die Bilanz einen wahrscheinlichen Wert beziehungsweise einen Teilwert, der unter dem eigentlichen Wert der Forderung liegt.
Wenn nach dem Jahresabschluss eine Zahlungseingang für eine solche Forderung eingeht, muss dies in der Jahresbilanz des neuen Wirtschaftsjahres berücksichtigt werden. Wie dies zu verbuchen ist, hängt davon ab, ob der geschätzte Ausfall kleiner, gleich oder höher war als der tatsächliche Ausfall.
- Uneinbringliche Forderungen
Der schlechteste Fall sind uneinbringliche Forderungen. Hier gehen Unternehmen davon aus, dass Zahlungen nicht erfolgen werden, etwa wenn Kundschaft nicht auffindbar oder zahlungsunfähig ist. Diese Forderungen schreiben Sie in der Bilanz ab und weisen ein Delkredere aus.
Wenn Unternehmen basierend auf den Erfahrungen vergangener Geschäftsjahre bereits mit einer bestimmten Höhe an Zahlungsausfällen rechnen und für diese einen pauschalen Prozentsatz in der Bilanz einrechnen, spricht man von einer Pauschalwertberichtigung. Sie ist eine Alternative zur Einzelwertberichtigung, beide können jedoch auch parallel genutzt werden, beispielsweise für verschiedene Geschäftszweige oder Warengruppen.
Professionelle Buchhaltung für Ihr Unternehmen
Fazit
Delkredere spielt in der Buchhaltung eine wichtige Rolle. Gemeint ist damit die Berücksichtigung von zu erwartenden Zahlungsausfällen in der Geschäftsbilanz. Ihrem individuellen Bedarf entsprechend können Sie sich bei der Buchung und Wertberichtigung solcher Forderungen von einem professionellen Buchhaltungsunternehmen unterstützen lassen oder die Dienste eines Factoring-Anbieters nutzen. Der Factor kümmert sich nicht nur um die Bearbeitung ausstehender Forderungen, sondern übernimmt auch das Delkredere-Risiko für Sie. Alternativ kann auch der Abschluss einer Forderungsausfall- oder Delkredere-Versicherung sinnvoll sein.