Graue Energie und graue Emissionen in Unternehmen sparen
Das Thema graue Energie ist vor allem im Baugewerbe derzeit sehr präsent. Doch auch bei der Ausstattung von Gewerbe- und Betriebsräumen oder bei der Anschaffung von Bürogeräten spielt graue Energie eine wichtige Rolle. Wir klären daher im Folgenden, was genau hinter diesem Begriff steckt, wie Sie graue Energie sowie graue Emissionen sparen können und wie Ihr Unternehmen damit nicht nur nachhaltiger, sondern auch kosteneffizienter handelt.
Was sind graue Energie und graue Emissionen?
Der Begriff der grauen Energie ist derzeit noch nicht einheitlich definiert. Allgemein gesprochen beinhaltet er jedoch den Energieverbrauch über die gesamte Herstellungs- und Lieferkette von Produkten, egal ob es sich dabei um Lebensmittel, Kleidung, Gebrauchsgegenstände oder Baumaterialien handelt. Das beinhaltet die Energiemenge, die bei der Gewinnung von Rohstoffen und deren Verarbeitung anfällt, der eigentlichen Produktion sowie der Verpackung, Lagerung und beim Transport der Waren und Güter anfällt. Letztlich ist das Recycling von Rohstoffen sowie die Entsorgung der nicht mehr verwendbaren Produkte oder Materialien nach ihrer Nutzung ebenfalls in diese Rechnung einzubeziehen.
Da dieser Energieverbrauch dem Endprodukt nicht unmittelbar anzusehen sind, wird oft auch auch von unsichtbare Energie gesprochen. Analog dazu nennt man die Treibhausgasemissionen, die entlang der oben beschriebenen Produktionskette entstehen, graue Emissionen. Diesen vorgelagerten Prozessen gegenüber stehen der Energieverbrauch sowie die Emissionen während der sogenannten Nutzungsphase. Dazu gehören beispielsweise der für den Betrieb von Elektrogeräten nötige Strom, die Abgase von Kraftfahrzeugen oder die Heizenergie in Gebäuden. Oft wird die verbrauchte Energie auch in CO2-Äquivalente umgerechnet, um die Bewertung der Herstellung und Nutzung von Gütern hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Umwelt und Klima zu erleichtern.
Ein Vorstoß zur Verringerung des Problems grauer Energie ist die EU-Ökodesign-Richtlinie. Diese legt Mindestanforderungen fest, welche das Design und die Herstellung von Produkten umweltverträglicher gestalten sollen. In Deutschland werden diese Anforderungen im Energieverbrauchsrelevante-Produkte-Gesetz (EVPG) umgesetzt.
Während man die Daten in der Nutzungsphase von Gebäuden und Gebrauchsgegenständen gut messen kann, ist eine genaue Bezifferung der grauen Energie sehr viel schwieriger. Das gilt vor allem für die Herstellung von hochkomplexen Produkten, für die viele verschiedene Rohstoffe notwendig sind. Denn für jeden einzelnen Ausgangsstoff muss der Energieverbrauch während der Gewinnung und Verarbeitung bekannt sein, um in die Bewertung des Endprodukts eingerechnet werden zu können. Lange und nicht immer offen gelegte Lieferketten erschweren dies. Außerdem spielt eine Rolle, ob bei der Produktion erneuerbare oder fossile Energien genutzt wurden.
Graue Energie in Unternehmen sparen
Besonders groß ist die Menge an grauer Energie und grauen Emissionen im Bausektor, denn hier werden enorme Ressourcen verbraucht. Aufgrund heutiger Standards bezüglich der Energieeffizienz von Wohn- und Gewerbeneubauten entstehen während der gesamten Nutzungszeit der Gebäude weit weniger Emissionen als bei ihrer Errichtung. Diese Diskrepanz wird mit der Optimierung von Baustoffen und technischen Weiterentwicklungen in Zukunft noch größer ausfallen. Überlegen Sie daher: Benötigen Sie für Ihr Unternehmen tatsächlich einen Neubau? Oder tut es vielleicht auch der Umbau und Erhalt eines Bestandsgebäudes? Einen guten Einstieg in das Thema bietet dieser Artikel.
Bei der Ausstattung gelten ähnliche Überlegungen: Wo möglich, kaufen Sie Gebrauchtwaren und aufbereitete Geräte. Nutzen Sie Sharing-Initiativen oder leihen Sie Ausstattungselemente und Geräte, die Sie nur selten brauchen. Vielleicht bietet sich ein Coworking Space als Möglichkeit an, sowohl die Unternehmensräume als auch die Ausstattung zu teilen und Ressourcen, Energie sowie Kosten zu sparen. Sie müssen nicht alle Ihre Prozesse auf einmal umstellen, aber vielleicht können Sie einzelne Punkte auch in Ihrer aktuellen wirtschaftlichen und personellen Situation optimieren. Wenn Sie in Ihrem Unternehmen graue Energie sparen möchten, prüfen Sie Ihre Möglichkeiten in einem der drei grundlegenden Bereiche, die wir im Folgenden darlegen.
1. Geräte und Möbel im Büro so lange wie möglich nutzen
Wussten Sie, dass bei komplexer Elektronik wie Computer- und Kommunikationstechnik der Aufwand an grauer Energie weit höher liegt als der Stromverbrauch in der Nutzungsphase? Das liegt daran, dass hier viele verschiedene Metalle, Mineralien und seltene Erden verbaut werden, welche zuvor aufwendig gewonnen und verarbeitet werden müssen. Daher sollten vor allem Smartphones, Laptops und Tablets sowie Fernseher so lange wie möglich genutzt werden. Reparaturen sind dem Neukauf hier oft vorzuziehen. Das Öko-Institut etwa errechnete in einer Studie, dass eine Nutzungsdauer von 10 Jahren für Notebooks im Vergleich zu einer 5-jährigen Nutzungsdauer auf ganz Deutschland hochgerechnet 8,60 Mio. Tonnen CO2e einsparen könnte.
Kühl- und Gefriergeräte, Spül- und Waschmaschinen verbrauchen im Betrieb mehr Strom als ihre Herstellung gekostet hat. Hier ist es sinnvoll, auf energieeffizientere neue Geräte zu setzen. Ein zusätzlicher Vorteil neuer Wasch- oder Spülmaschinen: Moderne Gewerbeanlagen schaffen eine bessere Wasch- und Spülleistung auch mit weniger Wasser und auch weniger Reinigungsmitteln.
Bei der Orientierung auf dem Produktmarkt hilft die Energieverbrauchskennzeichnung. Das EU-Label wurde im Jahr 2021 überarbeitet und teilt Elektrogeräte nach ihrem Energieverbrauch in die Effizienzklassen A bis G ein. Zusätzlich sind Symbole aufgedruckt, die beispielsweise über das Fassungsvermögen, die Betriebslautstärke oder den Wasserverbrauch informieren. Ein QR-Code führt Sie zusätzlich auf die europäische Produktdatenbank (EPREL), wo Sie weitere Angaben zum jeweiligen Produkt finden.
2. Nur nötige Anschaffungen tätigen und gut planen
Wo tatsächlich die Anschaffung von Neugeräten oder Möbeln nötig ist, sollten Sie die Auswahl planen und mit Bedacht angehen. Achten Sie beispielsweise auf die Herkunft der Produkte. Wenn möglich, wählen Sie lokale Hersteller, setzen Sie auf nachvollziehbare Lieferketten und Nachhaltigkeitsinitiativen beim Herstellungsprozess. Im Idealfall wählen Sie qualitativ hochwertige Waren aus, damit diese möglichst lange halten.
Die Anschaffungskosten für Neugeräte sind für Ihr Unternehmen zu hoch? Dann nutzen Sie die praktischen Miet- oder Leasingverträge, die auch unsere Partner anbieten. Planbare monatliche Raten statt hoher Investitionskosten sind nur ein Vorteil dieser Finanzierungsoption. Außerdem profitieren Sie von inkludierten Serviceleistungen wie regelmäßigen Wartungen und Reinigungen (je nach Produkt), Reparaturen sowie Anpassungen der Produkte nach Bedarf. So können Sie problemlos Komponenten hinzubuchen, wenn sich die Anzahl Ihrer Angestellten ändert, oder auf die neueste Software upgraden.
Bürogeräte mieten
Mit der Miete oder dem Leasing von Druckern, Kaffeevollautomaten oder Büro- und Gastrospülmaschinen haben Sie mehr finanziellen Spielraum und profitieren vom inkludierten Service.
Bürogeräte kaufen
Der Kauf von Telefonanlagen, Frankier- oder Waschmaschinen lässt Ihnen mehr Freiheiten, verursacht aber initial deutlich höhere Kosten. Serviceleistungen müssen oft extra bezahlt werden.
3. Altgeräte und Möbel richtig entsorgen
Schon gewusst? Die Produktion von Elektrogeräten verursacht neben grauer Energie auch besonders viel unsichtbaren Müll, vor allem dort, wo mehr auf Profite als auf nachhaltige Arbeitsstandards gesetzt wird. Insbesondere beim Abbau von Metallen bleiben Unmengen von Steinen, Schlacken und sonstigen Rückständen übrig. Diese gefährden massiv die Gesundheit der Menschen in den Abbaugebieten sowie die dortige Umwelt. Ebenso entsteht bei der Fertigung der Smartphones und Laptops jede Menge Abfall.
Auch aus diesem Grund ist es sinnvoll, Elektrogeräte möglichst lang zu nutzen und sie anschließend fachgerecht zu recyceln, um die Rohstoffe wiederverwerten zu können. Dasselbe gilt für Mobiliar und Einrichtungsgegenstände, denn auch hier lassen sich Metalle für die Wiederverwertung retten, ebenso Holz und andere Rohstoffe. Sollten Ihre aussortierten Geräte und Möbel sich nicht mehr zur Aufbereitung eignen, bringen Sie diese zum Wertstoffhof oder überlassen Sie die fachgerechte Entsorgung von Mietgeräten Ihrem Vertragspartner.
Restaurant, Kantine, Schulmensa: Graue Energie bei Lebensmitteln sparen
Um graue Energie in der Gastronomie, in Unternehmens- und Schulkantinen oder in der Kitaküche einzusparen, gilt: Kaufen Sie Lebensmittel möglichst regional und saisonal ein. Das spart Energie und Emissionen, die sonst in Gewächshäusern, durch lange Transportwege, aufwendige Kühlprozesse oder lange Lagerung entstehen. Setzen Sie auf weniger Fleisch im Speiseplan, da der Anbau von Obst und Gemüse weniger Ressourcen verbraucht als die Tierhaltung. Setzen Sie im Idealfall auf lokale Erzeuger, die auf so wenig Dünger wie möglich setzen, denn auch die Herstellung von Verpackungen für lange Transporte sowie von Düngemitteln bedeutet zusätzliche graue Energie.
Wo es geht, Nutzen Sie Leitungswasser zur Trinkwasserversorgung Ihrer Belegschaft statt Mineralwasser in Flaschen. Dies hat mehrere Vorteile: Sie sparen graue Energie, Aufwand, Lagerfläche und vor allem Kosten. Denn Trinkwasser aus der Leitung ist deutlich günstiger als abgefülltes Wasser. Für eine bequeme Trinkwasserversorgung bietet sich ein leitungsgebundener Wasserspender an. Zwar liegen dessen Anschaffungskosten über denen eines Modells mit Gallone, aber durch den niedrigeren Wasserpreis amortisiert sich das Gerät schnell. Einen ausführlicheren Vergleich beider Modelle finden Sie in diesem Artikel.
Wasserspender mit Festwasseranschluss
Bewusst einkaufen, Bestellprozesse optimieren, Lebensmittel möglichst komplett verwerten: das spart nicht nur graue Emissionen, sondern auch bares Geld. Daher sollten Sie Ihre Verkäufe regelmäßig auswerten: Bleiben viele Reste übrig? Vielleicht sind die Portionen zu groß. Haben Sie viele Lebensmittelabfälle beim Buffet? Vielleicht ist es nicht das richtige Angebotsformat für Sie.
Gerade in Schulen und Kitas stehen ist die Herausforderung groß, auf den Geschmack der Kinder einzugehen, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden, und gleichzeitig für eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu sorgen. Hier ist es wichtig, die Kinder spielerisch an das Thema heranführen. Wie wir in unserem Artikel „Grüne Schule: Wie Sie Nachhaltigkeit in den Schulalltag integrieren“ bereits angesprochen haben, sind Projektwochen oder ein schuleigener Nutzgarten ein guter Ansatzpunkt.
Fazit
Graue Energie in Unternehmen oder in öffentlichen Einrichtungen zu sparen ist gar nicht so einfach, da detaillierte Daten hierzu nicht leicht zu finden sind. Es gibt jedoch einige Grundregeln, an denen Sie sich orientieren können: Bestimmte komplexe Elektrogeräte wie Smartphones und Notebooks verbrauchen im Betrieb längst nicht so viel Strom wie ihre Herstellung gekostet hat. Die graue Energie liegt hier also höher als der Energieverbrauch während der Nutzung. Die Nutzungsdauer sollte daher so lang wie möglich ausfallen. Im Bereich Kühl- und Gefriertechnik sowie Wasch- und Spültechnik dagegen sollten sehr alte Geräte mit einem besonders hohen Energieverbrauch ersetzt werden.
Zur Einsparung von grauer Energie im Lebensmittelbereich ist eine gute Planung Grundvoraussetzung. Kaufen Sie nur ein, was Sie benötigen, verarbeiten Sie vor allem regional und saisonal angebaute Lebensmittel und vermeiden Sie Abfälle soweit wie möglich. Mit diesen Maßnahmen sparen Sie nicht nur graue Energie, sondern senken insgesamt Ihren Verbrauch an Strom, Wasser, Reinigungs- und Waschmitteln sowie Ihre Abfallmenge und damit Ihre Betriebskosten.