Unternehmen nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig digitalisieren
Mittlerweile gehören digitale Maßnahmen in allen denkbaren Branchen zum Arbeitsalltag. Unternehmen erhalten von verschiedensten Seiten Ratschläge zu modernen Gerätschaften, neuen IT-Umgebungen und virtuellen Methoden. Das Ziel liegt vor allem darin, Betriebe von automatisierten Prozessen und dem daraus hervorgehenden Wettbewerbsvorteil zu überzeugen. Enthusiastische Technik-Fans sehen die Digitalisierung sogar als Lösung, um weltweite Umweltprobleme zu bekämpfen. Doch immer mehr Stimmen äußern sich kritisch: Die Bilanz zur Produktion der Geräte ist nicht immer grün und auch die virtuellen Anwendungen verbrauchen Energie. Für eine grüne Digitalisierung zum Zwecke der Nachhaltigkeit in Unternehmen erfordert es eine ganzheitliche Betrachtung des Themas. Als Lösungen präsentieren sich Maßnahmen der digitalen Nachhaltigkeit: Diese beziehen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische Aspekte ein.
Die digitale Nachhaltigkeit gilt eher als allgemeiner Grundsatz, in dem möglichst viele Personen digitale Ressourcen für sich nutzen können. So liegt das größte Ziel darin, die digitalen Güter für alle verfügbar zu machen und zeitgleich nicht aufzubrauchen, sondern gezielt zu verteilen.

Ist die Digitalisierung umweltfreundlich?
Vor allem Firmen, die mit digitalen Maßnahmen werben, gehen automatisch davon aus, dass die Digitalisierung sich auch positiv auf die Umwelt auswirkt. Schließlich verbraucht ein Unternehmen dadurch vor allem weniger Papier. Doch es gibt Nachteile:

Höherer Energieverbrauch
Digitale Technologien wie Cloud-Services führen zu einem höheren Energieverbrauch. Besonders die großen Rechenzentren verbrauchen mitunter sehr viel Strom und Wasser zur Kühlung der Server. Überdies benötigen digitalen Softwares an sich eine nicht unerhebliche Energiemenge.

Ressourcen und Elektroschrott
Verschiedene Geräte erfordern elektronische Bauteile. Darunter befinden sich auch giftige Stoffe, die sich negativ auf die Umwelt auswirken. Außerdem werden Materialien unter schlechten Bedingungen abgebaut. Zusätzlich verursachen kurzlebige Geräte eine große Menge an Elektroschrott.
Auch wenn in den Medien oft ein positiver Eindruck von der Digitalisierung entsteht: Laut einer Umfrage im D21-Digital-Index glauben etwa genauso viele Personen an negative wie an positive Einflüsse digitaler Maßnahmen. Gleichwohl springen einige Risiken nicht direkt ins Auge: So sind sich viele der Teilnehmenden nicht bewusst, dass sie Energie verbrauchen, während sie sich ein Video im Netz anschauen.
Unglaublich, aber wahr: Während Sie eine Stunde lang Videos anschauen, verbrauchen Sie genauso viel Energie wie bei einer Autofahrt von einem Kilometer.
Enorme Strommengen verbrauchen jedoch vor allem die Serverfarmen und riesigen Rechenzentren. Die Borderstep-Studie verantworteten Rechenzentren bereits 2016 zwei Prozent des Stromverbrauchs in ganz Deutschland. Schon vor sieben Jahren stuften die Expertinnen und Experten die Tendenz als steigend ein. Dies zeigt sich auch in aktuellen Zahlen: 2020 erhöhte sich der Energiebedarf von Rechenzentrum um sieben Prozent zum Vorjahr.
Unternehmen für nachhaltige Digitalisierung sensibilisieren
Trotz der Risiken fällt es einem Drittel der Deutschen schwer, das eigene digitale Verhalten zugunsten der Umwelt zu ändern. Das trifft insbesondere auf Unternehmen zu: Diese stehen vor der Aufgabe, die Maßnahmen nicht nur für sich selbst, sondern auch für das ganze Geschäft umzusetzen. Deswegen begründet vor allem die Digitalisierung für KMU ihre eingesetzten Technologien selten mit dem Argument der Nachhaltigkeit. Viel eher stehen ökonomische und datenschutzrechtliche Vorteile im Fokus. Um die grüne Digitalisierung auch hier zu platzieren, müssen diese Betriebe stärker sensibilisiert werden.
Mit einer großen Wahrscheinlichkeit begeistern sich Betriebe weniger für nachhaltige Digitalisierung, wenn Sie ein schlechtes Gewissen eingeredet bekommen. Bei der Sensibilisierung für die grüne Digitalisierung geht es vielmehr um logische Argumente: Welche langfristigen und ökonomischen Erfolge bringen die nachhaltigen Maßnahmen? Wie schonen Unternehmen Ressourcen und steigern gleichzeitig ihre Umsätze?
Bundesweite Maßnahmen für die grüne Digitalisierung
Seit 2002 existiert eine deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, die sich seit 2016 an den globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen orientiert. Das Ziel liegt darin, den Schutz des Klimas, der Natur und des Menschen schneller voranzubringen. Auch die Digitalstrategie der Bundesregierung orientiert sich in ihrer Agenda daran: Die digitalen Prozesse sollen Umwelt und Nachhaltigkeit von vorhinein berücksichtigen. Konkreter möchte der Aktionsplan „Natürlich.Digital.Nachhaltig“ digitale Innovationen sogar für den Umweltschutz und ein nachhaltigeres Leben nutzen. Um technologische Lösungen zu entwickeln, die weniger Energie verbrauchen und CO2-Emissionen senken, gibt es außerdem die Green-IT-Initiative des BMBF.
Konkrete Unterstützung für Unternehmen
Auf dem Portal IHK-Ecofinder stellen verschiedene Firmen der Energie- und Umweltbranche ihre Produkte und Dienstleistungen vor. Dort finden Unternehmen Empfehlungen für nachhaltige Tools, Anwendungen und Produkte.
EcoCockpit - Das Tool zur Klimabilanz
Im Tool EcoCockpit können Sie eine individuelle CO2-Bilanz Ihres Unternehmens erstellen. Dort sehen Sie dann auch alle Emissionen Ihrer Produktion und Prozesse ein und erhalten auch eine Bewertung. Obendrein stehen Ihnen innerhalb von NRW Schulungen und Vorträge zur Verfügung sowie eine kostenfreie Erstberatung für Ihren Betrieb.
Wie gestaltet man eine grüne Digitalisierung?
Um digitale Maßnahmen nachhaltig zu gestalten, braucht es vor allem das passende Mindset und eine geeignete Strategie. Denn auf dem Markt finden Sie eine Vielzahl an hochwertigen Geräten und neuen Tools für den geschäftlichen Bedarf. Daraus die passende Auswahl zu treffen, fällt vielen Betrieben schwer und Sie verlieren bei den Preisen und Funktionen schnell das eigentliche Ziel aus den Augen. Vor allem, wenn Betriebe die Nachhaltigkeit im Büro umsetzen, tendieren sie dazu, sich lediglich auf Maßnahmen wie papierloser Betrieb und Recycling zu fokussieren. So verlieren etwa Smart-Offices schnell aus dem Auge, dass die anzuschaffenden Geräte und Softwares ebenfalls Ressourcen verbrauchen.
Setzen Sie sich nicht nur auf Führungsebene mit der grünen Digitalisierung auseinander. Sensibilisieren Sie auch Ihr Team für das Thema, statt ihnen die Ziele aufzudrängen. Dabei können Sie Umwelt und Technologie gut miteinander verknüpfen und das Personal vom Nutzen der digitalen Nachhaltigkeit überzeugen.
In den folgenden Abschnitten geben wir Ihnen konkrete Hinweise zur Umsetzung einer nachhaltigeren Digitalisierung. Dabei beantworten wir folgende Fragen:
- Wie reduzieren Sie Ihren Energieverbrauch?
- Wie setzen Sie nachhaltigere Hardware ein?
- Welche Tools und Maßnahmen tragen zum umweltschonenden IT-Verhalten bei?
Energieverbrauch reduzieren
Bevor Sie nun dazu übergehen, sich einzelne Anwendungen und Gerätehersteller mit dem geringsten ökologischen Fußabdruck anzuschauen, gilt es den Energieverbrauch allgemein zu verbessern. So gibt es seitens einiger Anbieter bereits zuverlässigen Öko-Strom aus erneuerbarer Energie für das Gewerbe.
Achten Sie zudem auch auf den Strombezug der digitalen Dienstleister: Wie beziehen Rechenzentren etwa ihre Energie? So verlagern bereits einige Firmen ihre Server in kühlere Regionen, wodurch sie weniger Energie für die Kühlung benötigen. Weitere Unternehmen nutzen einen Wärmetauscher (Blockheizkraftwerk), um die Rechner zu kühlen und verwenden die freigesetzte Wärme, um wiederum Energie zu erzeugen.
Welche Vorteile bringen alternative Storage-Infrastrukturen?
Statt den standardisierten Festplatten entwickeln technologische Firmen sogenannte All-Flash-Arrays (kurz AFAs). Diese benötigen nicht nur weniger Platz: Sie benötigen weniger Energie und erzeugen nicht so viel Wärme, wodurch die Kühlung weniger aufwendig ist. Informieren Sie sich bei den Dienstleistern, welche Server und welche Art der Energiegewinnung diese für ihre Rechenzentren nutzen.
Grüne Hardware nutzen
Sie können vor allem neue Produktionen und Elektromüll vermeiden, indem Sie sparsames und effizientes IT-Equipment nutzen. Zum einen bieten hier verschiedenen herstellende Firmen Geräte aus grüner Produktion. Das heißt: Die Industrie nutzt digitale Maßnahmen, um die Produkte nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ und energieeffizient weiterzuentwickeln. Dafür soll die Technologie mittels künstlicher Intelligenz Energie und Ressourcen bei der Produktion gezielter einsetzen. Darüber hinaus stellen einige Firmen durch digitale Umfragen und schnelleren Kontakt zur Kundschaft, nur Produkte her, die tatsächlich nachgefragt werden.
Eine gute Energieeffizienz erkennen Sie bei Geräten beispielsweise am EU-Ecolabel. Hier liegen die Kriterien vor allem darin, möglichst wenig Chemikalien einzusetzen, Energie und Wasser zu verbrauchen, Luftemissionen zu verursachen und Abfall zu produzieren.
Bei Telefonanlagen etwa können Sie auf innovative Gateways mit geringerem Endverbrauch inklusive Kollaborationsfunktionen setzen. Dadurch brauchen Sie keine weiteren unternehmensinternen Kommunikationssoftwares zu nutzen, was mehr Energie verbrauchen würde. Auch bei Mobiltelefonen gibt es mittlerweile ein Öko-Bewertungssystem: das Eco-Rating. Dieses hilft Verbraucherinnen und Verbraucher dabei, nachhaltige Handys zu identifizieren. Diese unterliegen Anforderungen wie langlebige Technik, Klimaverträglichkeit und Reparaturfähigkeit. Anhand des Scores auf Eco-Rating-Devices erkennen Sie, welche Geräte die Kriterien erfüllen. Dies lohnt sich nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für Betriebe, die ihr Personal mit Mobiltelefonen ausstatten.
Generell bestehen viele Optionen, Gerätschaften zu mieten statt zu kaufen. Darunter fallen etwa auch IT-Hardware wie Kopierer, Aktenvernichter oder Frankiermaschinen. So müssen Sie nicht ständig neue Technik anschaffen und unterstützen den geringeren Verbrauch von Ressourcen. Ferner sorgt ein Wartungsvertrag dafür, dass ein Produkt zunächst repariert und nicht direkt entsorgt wird.

Moderne B2B-Produkte für Ihr Unternehmen mieten
Umweltschonendes IT-Verhalten und nachhaltige Tools
Eine richtige und effiziente Auswahl von Software spart nicht nur Geld, sondern auch Energie. Mit den folgenden vier Tipps können Sie ebenso nutzbringende wie nachhaltige Tools auswählen:
- Wählen Sie ein Tool aus, dass genau die Funktionen abdeckt, die Sie auch brauchen. Dadurch sparen Sie nicht nur Geld, sondern auch Datenmengen und Rechenpower.
- Bevorzugen Sie europäische Firmen, denn diese schützen Ihre personenbezogenen Daten zuverlässig und zertifiziert.
- Informieren Sie sich zur genutzten Datenmenge des Tools. Eine Anwendung, die nur wenige Daten sicherstellt, spart Bandbreite. Außerdem bringt es Vorteile, die Daten exportieren zu können. Dadurch bleiben Sie unabhängig vom Tool und können leichter wechseln, falls Sie zu einem späteren Zeitpunkt eine bessere Software finden.
- Wählen Sie vornehmlich Tools mit einer ISO 14001-Zertifizierung. Mit einem solchen Zertifikat zeichnen sich die anbietenden Firmen dadurch aus, dass sie den Umweltschutz fördern, und betriebliche Umweltziele richtig umsetzen und über ein Prüfverfahren verfügen.
In der folgenden Übersicht stellen wir Ihnen einzelne Bereiche vor und geben Empfehlungen zum umweltschonenden IT-Verhalten:
Umweltfreundliche Cloud-Services
Zunächst empfehlen viele Plattformen Cloud-Dienste statt lokalen Server. Denn auch wenn die Rechenzentren viel Energie verbrauchen, so arbeiten diese oft doch effizienter als On-Premise-Lösungen. Um jedoch die Energie für das Cloud-Computing noch besser zu nutzen, informieren Sie sich zum entsprechenden Rechenzentrum. Der Verbraucherschutz setzt sich heutzutage vermehrt für mehr Transparenz bei der Energieeffizienz von Cloud-Systemen ein. Das soll den Prozess erleichtern, sich für umweltfreundliche digitale Dienste zu entscheiden.
ECO-Suchmaschinen & Downloads
Bereits eine Person, die googelt, verbraucht monatlich genauso viel Strom wie eine 60-Watt-Glühlampe. Probieren Sie daher umweltfreundlichere Suchmaschinen wie Ecosia aus: Mit jeder Suchanfrage fördert das Unternehmen die Bepflanzung mit Bäumen. Sie können aber auch direkt über Blogs oder Portale recherchieren, indem Sie beispielsweise bekannte Seiten abspeichern und bei Bedarf über die Lesezeichenleiste abrufen, ohne sie vorher zu googeln. Übrigens: Auch beim Video-Stream können Sie sparen. Laden Sie das Video dazu lieber in geringerer Auflösung herunter und schauen Sie es sich offline an. Dadurch sparen Sie zusätzlich Energie.
Nachhaltige E-Mail-Kommunikation
Die meisten Betriebe bevorzugen zum größten Teil eher die E-Mail anstelle des analogen Briefes. Mit einer hohen Wahrscheinlich würden viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Mail als nachhaltiger empfinden. Doch jede gesendete und abgespeicherte E-Mail stößt CO2 aus. Befreien Sie daher Ihr E-Mail-Postfach von Nachrichten, die Sie sowieso nicht lesen. Schauen Sie sich dafür genauer an, welche Newsletter Sie zum Beispiel wirklich behalten wollen und melden Sie sich von allen anderen ab. Verschicken Sie außerdem größere Dateien lieber per Downloadlink statt per Anhang. So verbrauchen Sie weniger Energie!
Umweltschonende Buchhaltung & Management
Auch bei den Steuern und der Buchhaltung können Sie ressourcenschonend arbeiten, indem Sie die IT-Infrastruktur in eine nachhaltige Cloud auslagern. Darüber hinaus gewinnt das nachhaltige Unternehmensmanagement – das Green Controlling – zunehmen an Bedeutung. Die Kennzahlen zur nachhaltigen Betriebsführung verhelfen Unternehmen dazu, umweltfreundlicher zu wirtschaften. Viele anbietende Firmen digitaler Dienste beteiligen sich übrigens auch an nachhaltigen Projekten und fördern den Umweltschutz.
Websites mit geringem Fußabdruck
Mit einer nachhaltigeren Website sparen Sie nicht nur CO2 ein, sondern verbessern auch Ihre Performance. Beim Green Hosting arbeitet die Hosting-Firma der Website mit Ökostrom und erneuerbaren Energien. Auf dem Portal Websitecarbon prüfen Sie, wie grün der entsprechende Host ist. Bei Suxeedo finden Sie viele weitere Tipps, um Ihre Homepage nachhaltig zu gestalten.
Unser Fazit
Generell birgt die Digitalisierung für nachhaltige Prozesse in Betrieben großes Potenzial. Doch um dieses auch auszuschöpfen, gilt es, das Thema von allen Seiten zu beleuchten und den Verbrauch der digitalen Maßnahmen zu prüfen. Nur durch den effizienten und gleichzeitig sparsamen Einsatz von Ressourcen erreichen Sie Nachhaltigkeit durch Digitalisierung. Legen Sie Wert auf eine ausreichende Recherche etwa zu Anbietern, die umweltschonende Geräte und Anwendungen entwickeln. Denn so schaffen auch Sie sich Wettbewerbsvorteile und profitieren von der grünen Digitalisierung.